Bilanztricks bei Versicherern?

Lange Zeit hieß es: Steigende Zinsen sind der Ausweg aus der Misere für Lebensversicherungsgesellschaften. Mit den nun steigenden Zinsen zeigt sich aber, dass genau das Gegenteil der Fall ist.
Lesezeit: 5 Minuten
Presse
Von Felix Früchtl - 07.11.2022
Felix Früchtl

In unserem Blogbeitrag sowie in der neuen Folge ProLife TV informiert Sie unser Geschäftsführer Felix Früchtl zusammen mit dem Finanzmarktspezialisten und Ex-Investmentbanker Jürgen Wechsler von GeldMehrWert über die Hintergründe, wieso Versicherungsgesellschaften aufgrund der hohen Zinsen das Geld ihrer Kunden zukünftig vielleicht nicht mehr auszahlen können. Außerdem erfahren Sie, wie weit die aktuelle Situation bereits fortgeschritten ist und wie sich die Versicherungsgesellschaften an Bilanzierungstricks bedienen.



Zinswende führt zu gewaltigem Kursverlust von Anleihen

Versicherungsgesellschaften sind per Gesetzt dazu verpflichtet, einen Großteil des Deckungsstockes aus klassischen Lebens- und Rentenversicherungen in sogenannte mündelsichere Anlagen zu investieren. Darunter fallen Finanzprodukte wie Staatsanleihen, da Staaten in der Theorie die geringste Ausfallquote bieten.

Geht man nun davon aus, dass rund 80 % des Deckungsstockes der Versicherungen in Staatsanleihen investiert sind, ist es durchaus nachvollziehbar, dass die Wahl dabei auf Staatsanleihen mit Aussicht auf eine einigermaßen akzeptable Rendite fällt. Das war in den vergangenen Jahren vor allem im Hinblick auf süd- und osteuropäische Anleihen der Fall.

Doch dann kam die Zinswende und ließ die Zinsen für Staatsanleihen nach oben schnellen. Demnach wurde beispielsweise eine 10-jährige italienische Staatsanleihe Anfang 2022 noch mit rund 1 % Verzinsung ausgegeben, wohingegen die Zinsen heute schon bei rund 5% liegen. Folglich werden die „alten“ Anleihen aufgrund der Tatsache, dass es für das gleiche Risiko deutlich weniger Rendite gibt, natürlich uninteressant. In diesem Zusammenhang bleibt festzuhalten, dass der Kursverlust der Anleihen immens ist. Innerhalb weniger Wochen sind mindestens 30 %, teilweise sogar nahezu 50 % des gesamten Wertes verloren gegangen.

Aber wo liegt nun das Problem?

Die betreffende Problematik konnten wir vor einigen Wochen bei den englischen Pensionskassen beobachten. Dort sind die Zinsen für Staatsanleihen aufgrund fehlgeleiteter finanzpolitischer Entscheidungen enorm angestiegen. Infolgedessen gerieten die Pensionskassen unter Druck und konnten ihre Liquidität nur durch massive Unterstützung der Bank of England (BoE) aufrechterhalten. Andernfalls hätten die Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Bezugsberechtigten schlichtweg nicht erfüllt werden können.

Das gleiche Ungemach droht den deutschen Versicherungsgesellschaften. Sofern ein erhöhter Mittelabfluss durch eine verstärkte Nachfrage der Kunden nach ihrem Geld eintritt, müssten einige Versicherer Anleihen zu aktuellen Preisen, die deutlich unter dem bilanzierten Nominalwert liegen, verkaufen. Das heißt, es ist nicht genügend Geld für alle Kunden vorhanden.

Ist das Problem bereits sichtbar?
Wie zuvor bereits erwähnt, ist die Problematik in England vor einigen Wochen aufgetreten. Da die Grundstruktur der deutschen Lebensversicherer ähnlich ist, bedarf es im übertragenen Sinne nur eines kleinen Funkens als Auslöser für einen Flächenbrand auch hierzulande.

Die Auswirkungen auf die Solvenzquote oder Bilanzkennzahlen der Versicherungsgesellschaften sind aktuell noch nicht absehbar, da sich ihre Bilanzierungen nach dem internationalen Bilanzierungsstandard IFRS nach "held to maturity" richtet. Der Standard besagt, dass keine außerordentlichen Abschreibungen getätigt werden müssen, sofern diese nur als vorübergehend gelten. Folglich sind in vielen Bilanzen der Versicherer noch immer die Nominalwerte bilanziert und es sieht alles zufriedenstellend aus.

Fazit:
Rette sich, wer kann und vor allem solange, wie noch Liquidität bei den Versicherern vorhanden ist! Sobald die Zahlungsfähigkeit fehlt, existieren mit Regelungen wie dem § 314 Versicherungsaufsichtsgesetz oder der CAC-Klausel (Collective Action Clause) genügend Grundlagen, um das Geld der Versicherungsnehmer und Bezugsberechtigten zu vereinnahmen.

Einen Ausweg aus der Situation kann der Ausstieg aus der Lebens- oder Rentenversicherung darstellen. Dabei gilt abzuwägen: Kündigung oder Verkauf? Die Antwort und die Lösung, wie Sie schnell und unkompliziert an Ihr Geld kommen erhalten Sie hier: Was ist besser, kündigen oder verkaufen? prolife-gmbh.de/fuer-endkunden/schnelles-geld-innerhalb-von-18-tagen

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Felix Früchtl (Geschäftsführer ProLife GmbH): „Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesem ProLife Blog Artikel interessante und hilfreiche Informationen zur Verfügung stellen konnte. Wenn diese Informationen für Sie nützlich waren, schauen Sie gerne auf unserem YouTube Kanal vorbei! Dort finden Sie Videos zu den aktuellen Themen rund um Lebens- und Rentenversicherungen und vieles mehr.“

Ketrina Morina

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